OverUnder von David Salle ist ein Kunstwerk als Edition von David Salle in fünf verschiedenen Farben und gehört zu der wichtigen Werkserie Tree of Life. Die Auflage der Grafik ist mit 20 Exemplaren sehr niedrig. In der Skarstedt Gallery in New York waren im Herbst 2021 neue Gemälde von David Salle zu sehen anlässlich derer dieses Grafikportfolio entstanden ist: Tree of Life.

Die 2019 begonnenen dynamischen Tree of Life-Kompositionen von David Salle drehen sich um Bäume in leuchtenden Farben, deren Wurzeln in ausdrucksstarke, malerische Welten hinabreichen. Bevölkert mit Figuren aus Peter Arnos Illustrationen für das Magazin New Yorker aus der Mitte des Jahrhunderts, bildet die Serie ein faszinierendes menschliches Drama als Hintergrund für eine Reflexion über die Malerei und die Geschichte der Kunst.

Die Ikonographie des Baums zieht sich durch die gesamte Geschichte und erinnert an den Garten Eden, wie er von Lucas Cranach dem Älteren 1528 dargestellt wurde, oder an die Zeichnungen der Shaker-Künstlerin Hannah Cohoon aus dem 19. Bäume wurden auch häufig für den Versuch verwendet, eine direkte Linie von der französischen Malerei zur amerikanischen modernen Kunst zu ziehen. All diese Bezüge finden sich in den Gemälden von Salle wieder, der den Baum mit einer Form von kollektiver Erfahrung assoziiert: einer Abstammungslinie, von der wir alle ein Teil sind. In seinen Kompositionen bedingt der Baum auch die Interaktionen der Figuren auf beiden Seiten, die durch die verzweigte Struktur an ihrem Platz gehalten werden.

Bei der OverUnder Serie halbiert ein stilisierter Baum vertikal die Bildfläche. Auf beiden Seiten stehen männliche und weibliche Figuren in Posen, die von der Welt der Screwball-Comedy inspiriert scheinen. Salle erschafft einen Garten Eden, der voll von kanonischer Symbolik und angedeuteten moralischen Konflikten ist. Die nebeneinander stehenden Protagonisten sind dem Werk des Illustrators Peter Arno entnommen, dessen Cartoons für den anspruchsvollen visuellen Stil des Magazins The New Yorker in der Mitte des Jahrhunderts stehen. Die Darstellung der männlichen Figuren reicht von ahnungslos, ängstlich oder verzweifelt bis hin zu übermütig oder sogar räuberisch. Die Frauen sind abwechselnd zurückhaltend, ängstlich, amüsiert oder auf der Flucht.

Diese dramatis personae scheinen in ihrer unbeholfenen Trennung und ihrem Missverständnis in einen ständigen Kampf verwickelt zu sein und sind oft mit einem gewissen Pathos behaftet. Einige Figuren sind in einem Farbklecks verschwunden, andere haben ihre Gesichter mit bunten Blättern bedeckt. Die Figuren sind unterschiedlich gemalt, einige bleiben in ihren schwarzen Umrissen gefangen, während andere – gestisch und spontan – aus ihren Konturen ausbrechen. Ob gestisch oder kantig, die Figuren sind aus klar definierten hellen und dunklen Formen aufgebaut, die sich wie Teile eines Puzzles zusammenfügen. Diese Überhöhung von Wertmustern, die Orchestrierung von Lichtern und Dunkelheiten ist seit den frühen 1980er Jahren ein Merkmal von David Salles Malerei. Eine seiner Innovationen bestand darin, die Welt der gedruckten Seite – die Schwarz-, Weiß- und Grautöne – zum Thema zu machen.

Im Mittelpunkt von OverUnder Tree of Life steht der Baum selbst. Er ist stilistisch vielfältig und wird oft in unnatürlichen, kräftigen Farben gemalt. Auf einigen Bildern ist der Baum kahl oder von einem großen stacheligen Insekt befallen – ein gleichberechtigter Akteur in den wandelbaren und vielschichtigen Erzählungen. Giftige Natur oder nur Natur? In anderen Gemälden mischen sich die eher naturalistischen Grüntöne und herbstlichen Farben mit Rosa, Blau und Violett, wenn die Blätter aus ihren unterirdischen Quellen schöpfen. Salle schafft überraschende Farbharmonien, die nebeneinander bestehen und manchmal mit der Grisaille-Palette der Figuren kollidieren.

Im Gegensatz zu David Salles Frühwerk, das eine narrative Schließung zu vermeiden suchte, erzählen die Werke dieser Serie OverUnder viele Geschichten. Indem er unterschiedliche Bildsprachen mit dem ihm eigenen Witz und der ihm eigenen Musikalität miteinander verbindet, verdichtet David Salle das erzählerische Potenzial seiner Figuren zu einer komplexen und dennoch lesbaren Erzählweise.

Die charakteristischen Figuren auf David Salles Tree of Laife Kunstwerken sind historische Cartoons des New Yorker Magazins aus den 50er und 60er Jahren. Peter Arno war ein einflussreicher Cartoonist, dessen Arbeiten für das Magazin The New Yorker den visuellen und komödiantischen Stil der Publikation prägten.

Peter Arno, geboren als Curtis Arnoux Peters, Jr. am 8. Januar 1904 in New York City, stammte aus einer wohlhabenden Familie und studierte zunächst Musik an der Yale University, bevor er sich der Kunst zuwandte. Kurz nach der Gründung von The New Yorker im Jahr 1925 wurde Arno Mitglied des Magazins und gewann schnell an Popularität, so dass er ein fester Mitarbeiter wurde.

Arnos Cartoons zeichneten sich durch kühne, klare Linien und einen ausgeprägten Sinn für Komposition aus. Seine Figuren hatten oft ein unverwechselbares Aussehen, mit übertriebenen Ausdrücken und Körperhaltungen, die den Humor noch verstärkten. Sein Humor war kultiviert, weltgewandt und für die damalige Zeit oft gewagt. Er stellte häufig die Marotten und Absurditäten der gesellschaftlichen Elite dar und machte scharfe Beobachtungen über die Gesellschaft, Beziehungen und die menschliche Natur. Arno schuf eine Vielzahl von wiederkehrenden Figuren und Schauplätzen, die zu Ikonen wurden. Seine Werke stellen oft die High Society, das Nachtleben und das glamouröse, aber oft oberflächliche Leben der Reichen und Schönen dar. Er war bekannt für seine innovative Nutzung von Raum und Komposition innerhalb des Cartoonrahmens, wobei er manchmal dramatische Winkel oder Perspektiven verwendete, die den komödiantischen Effekt noch verstärkten.

Peter Arno hat den visuellen und redaktionellen Stil von The New Yorker entscheidend mitgeprägt. Seine Cartoons setzten einen hohen Standard für Witz und Raffinesse und beeinflussten Generationen von Cartoonisten, die ihm folgten. Arnos Arbeit spiegelte die kulturelle Landschaft seiner Zeit wider und beeinflusste sie, vor allem in Bezug auf die Darstellung der Oberschicht und sozialer Normen in den Medien. Im Laufe seiner Karriere wurden Arnos Arbeiten in mehreren Büchern gesammelt, die dazu beitrugen, seinen Ruf als führender Karikaturist zu festigen. Zu den bemerkenswerten Sammlungen gehören „Peter Arno’s Circus“ (1931) und „Sizzling Platter“ (1949).

Einer von Arnos berühmtesten Cartoons zeigt einen geschlagen wirkenden Wissenschaftler, der nach einem gescheiterten Experiment sagt: „Nun, zurück zum alten Reißbrett“. Diese Redewendung ist inzwischen in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Viele seiner Cartoons sind ein bissiger Kommentar zu den gesellschaftlichen Sitten und den Anmaßungen der Wohlhabenden, oft in Form von absurden oder übertriebenen Szenarien.

Arno selbst war eine schillernde und etwas umstrittene Figur, bekannt für seinen extravaganten Lebensstil und zahlreiche romantische Verwicklungen, die manchmal das Leben der von ihm dargestellten Figuren widerspiegelten. Er verstarb am 22. Februar 1968, aber sein Werk wird weiterhin für seine Brillanz und seinen anhaltenden Einfluss auf die Kunst des Cartoons gefeiert.

Peter Arnos Cartoons für The New Yorker sind nach wie vor ein bedeutender Teil der amerikanischen Cartoon-Geschichte, bekannt für ihren stilvollen Witz und aufschlussreichen sozialen Kommentar. Sein Vermächtnis als bahnbrechender Cartoonist bleibt durch die anhaltende Wertschätzung seiner Arbeit und ihren Einfluss auf nachfolgende Generationen von Künstlern bestehen.