Donald Sultan ist ein Maler, Bildhauer und Graveur, der für seine großformatigen Werke bekannt ist, in denen er industrielle Materialien verwendet, um Alltagsgegenstände darzustellen. In seiner üblichen Ikonografie stechen Blumen und Früchte hervor, die in farbenfrohen Stillleben auf dunklen Hintergründen geformt sind; die Zartheit und Eleganz der Darstellungen stehen im Kontrast zu den von ihm verwendeten Materialien: Teer, Aluminium, Emaille oder Fliesen auf Masonit. Die industriellen Elemente erzeugen mehrere Tiefenschichten mit einem Gefühl von Flachrelief und bieten gleichzeitig einen greifbaren Hinweis auf die Besteuerung des Werks. Dieses Interesse steht im Mittelpunkt von Sultans Werk, das die Dichotomien des Natürlichen und des Künstlichen, des Sanften und des Rauhen oder der Figuration und der Abstraktion erforscht.

Donald Sultans „Mimosa“-Gemälde wurden durch das Geschenk einer Blüte inspiriert, die er von einem Freund in Südfrankreich erhielt. Sultan nutzt die Struktur der Pflanze als Grundlage, um den Raum zwischen Abstraktion und Darstellung, natürlich und erfunden zu erkunden. Die völlig abstrahierten Punkte im Werk sind die im Titel erwähnten „Anomalien“. Sultan verwendet Emaille, Graphit, Zement und silberne Sprühfarbe auf Masonit, um seine Mimosen zu schaffen, und erkundet dabei auch die Grenzen zwischen organisch und industriell.

Die ersten Bilder der Mimosa Serie entstanden 2019. Der Mimosenbaum hat farnförmige Blätter und Blüten, die mit ihren Samen an Löwenzahn erinnern. Donald Sultan hat zunächst Bilder der Mimosenblüte gezeichnet und sich dann auf abstraktere Weise mit diesem organischen Motiv auseinandergesetzt.
Dieses aktuelle Werk der Mimosen stellt eine historische Kontinuität zwischen der New Image Painting-Bewegung der 70er Jahre und ihrem späteren Werk dar. Mimosen bezeichnet man auch als „Schamhafte Sinnpflanzen“. Diese Bezeichnung ist darauf zurückzuführen, dass ihre Blätter sich bei Reizen zurückziehen.

So kann sein neuestes Werk als eine Erweiterung des vorangegangenen interpretiert werden; die dargestellten organischen Elemente werden in ihrer grundlegendsten Form in einer Formreduktionsuntersuchung komprimiert. Die wiederkehrenden Motive des Stilllebens wie Früchte und Blumen, die mit alltäglichen Materialien dargestellt werden, schaffen einen Widerspruch, eine Dichotomie, bei der die Struktur des Kunstwerks schwer ist, die Bilder aber gleichzeitig leicht werden. Darin liegt der Blick von Donald Sultan, in der Umwandlung und Dekonstruktion gewöhnlicher organischer Elemente in einen abstrakten Ausdruck, der ein materielles Paradoxon wie auch ein sinnliches erzeugt.